Klima, Energie und Mobilität

Energie und Mobilität sind 2 große Einflussfaktoren im Bereich des Klimawandels. Dieser zwingt uns zum Umdenken. Auch wenn wir eine Region sind, die schon früh auf Erneuerbare Energie gesetzt hat, stellen wir uns weiter die Frage: Was können wir selbst in der Region tun, um unser Klima zu schützen? (mehr …)

Wie Unternehmen ihren CO2-Footprint ermitteln

CO2-Reduzierung:

Wie Unternehmen ihren CO2-Footprint ermitteln

Die EU soll bis 2050 klimaneutral werden. Diese ambitionierte politische Ansage wurde mit der Verabschiedung des EU Green Deals verpflichtend und betrifft damit auch die Wirtschaft und Industrie der einzelnen Mitgliedstaaten. Europäische Unternehmen müssen nun rasch Mittel und Wege finden, ihre CO2-Emissionen in den nächsten Jahren sukzessive zu reduzieren. 

Und als wäre das nicht Herkulesaufgabe genug, ist eine der wichtigsten Vorgaben noch nicht einmal definiert: Was ist überhaupt der CO2-Fußabdruck und wie berechnet man ihn? Welche Herausforderungen muss ein Unternehmen meistern und welche Schritte gehen, um die Weichen erfolgreich Richtung Nachhaltigkeit zu stellen? Einige hilfreiche Denkanstöße und Erfahrungswerte möchte ich in diesem Beitrag mit Ihnen teilen. 

Was ist der CO2-Footprint?

Der CO2-Footprint bezeichnet das Ergebnis einer Emissionsberechnung, bzw. einer CO2-Bilanz. CO2-Footprints kann man für ein ganzes Unternehmen, für Teilbereiche, für Produkte oder auch für einzelne Projekte bzw. Investitionen berechnen. Der CO2-Footprint bildet jene Menge an Treibhausgasen ab, welche durch eine Aktivität oder einen Prozess freigesetzt werden. Bei der Ermittlung des CO2-Footprints eines Unternehmens kommt es grundsätzlich darauf an, wann und wo die Emissionen anfallen, z.B.:

  • direkt im Produktionsbereich (Unternehmen)
  • durch den Einkauf der benötigten Energie, Produkte und Dienstleistungen
  • im Rahmen der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette (Transport, Logistik), bei Anlieferung von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen sowie beim Transport zum Kunden
  • Dienstreisen, Hotelübernachtung, Veranstaltungen etc., oder
  • bei der Verwendung bzw. Verwertung und Entsorgung der hergestellten Güter (Kunde)

Warum messen Unternehmen ihren CO2-Footprint?

Für Unternehmen ist der CO2-Footprint das wichtigste Bewertungsinstrument zur Bewertung ihrer Treibhausgasemissionen. Er fließt in die Ökobilanz ein, wird in Nachhaltigkeitsberichten angegeben und bei der Kostenplanung berücksichtigt. Der CO2-Fußabdruck macht sichtbar, in welchen Bereichen Emissionen freigesetzt werden, wo sich Hot Spots in der Fertigungskette befinden und wo Potenzial für Verbesserungen und Einsparungen vorhanden ist. Darüber hinaus bildet er die Grundlage für die Formulierung betrieblicher Klimaziele (z.B. Science Based Targets). 

Auch für Stakeholder eines Unternehmens gewinnen Informationen zum CO2-Footprint zunehmend an Bedeutung:

  • Investorensehen enorme Wachstums- und Ertragspotenziale in der Förderung nachhaltig agierender Unternehmen.
  • Bankenberücksichtigen nach Maßgabe der europäischen Bankenaufsicht sowie geltender EBA-Richtlinien die ESG-Kriterien (Environmental Social Governance). Die Zinsen für einen Kredit bemessen sich unter anderem danach, ob die ESG-Kriterien erfüllt werden bzw. entscheiden diese auch darüber, ob eine Kreditfreigabe überhaupt erfolgt.
  • Kundenfragen immer öfter nach sauberen Produkten und Dienstleistungen und berücksichtigen diesen Aspekt bei ihren Kaufentscheidungen.
  • Einkäuferprüfen zur Optimierung ihres eigenen CO2-Fußabdrucks die Klimaschutz-Standards bei Produzenten und Zulieferbetrieben.
  • Junge Talentemachen ökologische Bemühungen und grüne Initiativen eines Unternehmens immer mehr zum Entscheidungskriterium für die Wahl ihres zukünftigen Arbeitgebers.

Wie wird der CO2-Footprint berechnet?

Die wichtigsten internationalen Standards zur Berechnung des CO2-Fußabdrucks sind das Greenhouse Gas Protocol sowie die ISO-Norm 14064. Diese ordnen Treibhausgasemissionen von Unternehmen aber auch für den öffentlichen Bereich folgenden drei Bereichen zu: 

  • Scope 1:Direkt erzeugte Emissionen aus Brennstoffen im Betrieb bzw. durch Transportaktivitäten sowie flüchtige Emissionen (z.B. unbeabsichtigte Lecks).
  • Scope 2: Emissionen durch zugekaufte Energie, wie Strom, Dampf, Wärme oder Kälte.
  • Scope 3:Alle anderen indirekten Emissionen, die ein Unternehmen im Rahmen seiner Wertschöpfungskette freisetzt. 

In 4 Schritten zur aussagekräftigen Treibhausgasbilanz

Für die Ermittlung einer aussagekräftigen Treibhausgasbilanz empfehlen sich folgende 4 Schritte: 

Schritt 1: Definieren Sie Ziele und Grenzen: Definieren Sie die Grenzen Ihres Unternehmens und entscheiden Sie, für welche Scopes der Fußabdruck erstellt wird.

Schritt 2: Erheben Sie Aktivitätsdaten: Ermitteln Sie, welche Ihrer Aktivitäten und Prozesse CO2-Emissionen verursachen und zu welchen Scopes diese gehören.

Schritt 3: Bestimmen Sie CO2-Emissionsfaktoren: Definieren Sie die zu einer Aktivität oder einem Prozess zugehörigen Emissionsfaktoren und bestimmen Sie auf diese Weise, wie CO2-intensiv diese ausfallen.

Schritt 4: Erstellen Sie Ihre Treibhausgasbilanz: Auf Basis der vorangegangenen Schritte können Sie die Emissionen Ihres Unternehmens zu einer aussagekräftigen Treibhausgasbilanz konsolidieren. 

Herausforderungen bei der Berechnung des CO2-Fußabdrucks

Jedes Unternehmen ist anders. Dennoch müssen bei der Berechnung des CO2-Fußabdrucks fast überall dieselben Hürden genommen werden. Folgenden Herausforderungen muss sich jede Organisation früher oder später stellen, wenn es den Weg zu mehr Klimatransparenz und Nachhaltigkeit einschlägt:

  • Unterschiedliche Auslegung von Standards
    Werden Emissionen dem Produkt zugerechnet oder dem Unternehmen? Und wo zieht man den Trennstrich? Diese Problematik stellt sich speziell bei Treibhausgasemissionen, die nicht direkt durch die Herstellung eines Produkts entstehen, wie beispielsweise Dienstreisen.  

    Es gibt viele Ansätze und Herangehensweisen zur Ermittlung des CO2-Fußabdrucks, jedoch ist die Umsetzung von Standards wie dem GHG Protocolbis zu einem gewissen Grad Auslegungssache. Manche Unternehmen beschäftigen sich nur mit den Scope 1 und 2 Emissionen, andere betrachten auch Scope 3, davon manchmal aber nur ein paar Kategorien. Unternehmensübergreifend vergleichbare Ergebnisse bleiben dadurch meist eine Wunschvorstellung.

  • Mangelnde Datenbasis und -qualität
    Beim Heranziehen von Standards können die Berechnungsmethode und auch die zugrunde liegenden Faktoren zu Problemen führen. Denn obwohl es für Unternehmen schon sehr viele Tools zur einfacheren Berechnung ihres CO2-Fußabdrucks gibt (z.B. von ConClimateCarbonCareoder KlimAktiv), stellt sich immer die Frage nach der Quelle und Qualität der dafür herangezogenen Daten.  

    Davon sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn in der Regel können Unternehmen auf sehr viele Primärdaten zugreifen. Falls nicht, sollte man einfach mit Schätzwerten und groben Berechnungen starten. Auf diese Weise schafft man eine erste Datenbasis, auf der man weiter aufbauen und später solidere Ergebnisse erzielen kann. Ein Start mit Schätzwerten und eine Priorisierung nach Ausgaben, z.B. über eingekaufte Waren, bietet den Vorteil, dass man die Relevanz bestimmter Faktoren einzuschätzen lernt und Gewichtungen vornehmen kann. Ist ein Emissionsfaktor im Vergleich zu anderen sehr klein, dann reichen hier auch in Zukunft grobe Annahmen aus. 

  • Finden des passenden Emissionsfaktors
    Aufgrund der verschiedenen Informationen und Werte ist es gerade für Laien äußerst schwierig, den passenden Emissionsfaktor, beispielsweise für ein Abfallprodukt oder einen bestimmten Rohstoff, zu finden. Unabhängig von der Materialgüte kann bei der vorgelagerten Wertschöpfungskette von Stahl oder bei Treibstoffen sehr schwer nachvollzogen werden, was alles in die Berechnung miteinfließen muss. 

    Man kann versuchen reale Daten der Lieferanten zu erheben (Primärdaten). Wenn diese nicht  verfügbar sind sollte man diese mit Werten aus bestehenden Datenbanken für Sekundärdaten, wie z.B. ecoinventGaBioder Umweltbundesamt, abgleichen und darauf aufbauend lokale Emissionsfaktoren berechnen. Wenn die Datenbanken keine brauchbaren Daten liefern, sind Veröffentlichungen von Instituten bzw. Ministerien oder wissenschaftliche Publikationen die nächste Alternative. Kommt man auch auf diese Weise zu keinen zufriedenstellenden Ergebnissen, empfiehlt sich auch hier wieder die Arbeit mit Schätzwerten.

  • Mangelnde Vergleichbarkeit
    Obwohl einige CO2-Standards verfügbar sind, ist es wenig praxistauglich, den Emissionswert von Stahl mit jenem einer Kaffeemaschine zu vergleichen, um aussagekräftige Benchmarks zu ermitteln. Hier stellt sich die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, sich vergleichbar machen zu wollen. Nach derzeitigem Erkenntnisstand liefert nur ein Vergleich innerhalb derselben Branche brauchbare Ergebnisse, wobei jede Datenbank auf anderen Berechnungsfaktoren beruht und diese relativ selten übereinstimmen.

Maßnahmen bei Welser Profile zur Ermittlung des CO2-Footprints

Wir haben gesehen: die Ermittlung des CO2-Footprints ist aus verschiedenen Gründen nicht immer einfach und stellt Unternehmen mitunter vor große Herausforderungen. Wie gehen wir bei Welser Profile mit der Tatsache um, dass wir unseren größten Emissionsfaktor, den zugekauften Stahl, bestens kennen, er zugleich aber unser täglich Brot ist? Ein nachhaltiger Umgang mit dem Material Stahl ist bei uns keine Zukunftsmusik, sondern Alltag und wir müssen uns stetig in unserer Zielerreichung verbessern. 

Bei Welser Profile setzen wir zur Ermittlung unseres CO2-Footprints auf diese 4 Maßnahmen: 

  • Einführung eines Umwelt- und Energiemanagementsystems
    Wir haben ein Umwelt– und Energiemanagementsystem implementiert, in dem alle für die Ermittlung der betrieblichen CO2-Emissionen relevanten Informationen zusammenlaufen. Dies umfasst unter anderem Daten zu Verpackungen, Werkzeugstählen, Abfällen sowie Werks-, Hilfs- und Betriebsstoffen.
  • Aufbau von Wissen
    Basierend auf dem Geschäftsjahr 2019 haben wir über die letzten Monate mit sehr viel Aufwand und nach dem Learning by Doing-Prinzip eine interne Wissensdatenbank aufgebaut. Anhand dieser Grundlage konnten wir nun fundiertere Berechnungen vornehmen und unseren CO2-Footprint ermitteln. In Folge werden wir uns nun jene Bereiche ansehen, für die man Ziele zur Reduktion der Emissionen definieren kann und entsprechende Maßnahmen planen. Zur besseren Ermittlung der unternehmensbezogenen CO2-Emissionen ist darüber hinaus ein jährlicher Bericht geplant, der alle dafür relevanten Informationen zentral und nachvollziehbar zusammenfassen wird.
  • Einbindung von externem Know-how
    Gerade wenn man nach dem Learning by Doing-Prinzip neue Pfade beschreitet, ist ein regelmäßiger Blick von außen sehr wichtig. Bei Welser Profile lassen wir daher unsere Pläne und Maßnahmen von erfahrenen Experten gegenprüfen. So haben wir aktuell ein Kooperationsprojekt mit Ecoplus laufen, im Rahmen dessen uns Berater bei der Scope 3-Berechnung unterstützen sowie bei der Wahl des richtigen Emissionsfaktors.
    Gemeinsam arbeiten wir an der Beantwortung jener Fragen, die ganz spezifisch die Anforderungen unserer Branche bzw. unseres Unternehmens betreffen.
  • Baukastenprinzip für produktbezogenen CO2-Fußabdruck
    Für die Ermittlung des produktbezogenen CO2-Fußabdrucks entsteht derzeit ein Prozess, der im Laufe des Jahres 2023 validierungsfähig sein wird. Seine Grundlage ist die Einführung eines Baukasten-Prinzips. Basierend auf Vorjahreswerten soll die Berechnung unter Berücksichtigung folgender variablen Größen durchgeführt werden:   

    • Anlieferung des Vormaterials
    • Profilproduktion mit dem zugeordneten Energieverbrauch
    • verwendete Betriebsmittel
    • Transport unserer Profile zum Kunden

Fazit: Kein aussagekräftiger CO2-Fußabdruck ohne Eigeninitiative

Das Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit rückt immer schneller an die Spitze der betrieblichen Herausforderungen und wird dort, schon alleine wegen des Drucks durch den Gesetzgeber, nicht mehr verschwinden. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen jetzt selbst aktiv werden, sich eingehend mit der Thematik auseinandersetzen und notwendige Weichen für die Umsetzungsphase stellen. Learning by Doing ist dabei ein wichtiger Teil des Prozesses. Externe Berater können zwar wichtige Inputs liefern, ein interner Wissensaufbau ist jedoch für die Ausarbeitung neuer Standards sowie die Umsetzung diesbezüglicher Maßnahmen unerlässlich. 

Mein Tipp:

Sorgen Sie in Ihrer Organisation rechtzeitig für die notwendigen personellen Ressourcen. Datenbanken alleine reichen für die Berechnung des CO2-Footprints nicht aus. Es braucht Fachkräfte, die die richtigen Daten finden, entsprechend zusammenführen und auswerten. 

Fangen Sie einfach einmal an, probieren Sie verschiedene Zugänge aus und tasten Sie sich immer weiter voran. Denn das Einzige, was Sie wirklich falsch machen können, ist den Kopf in den Sand zu stecken und gar nichts zu tun. Alles andere ist schon ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. 

 

Verfasserin: Ingrid Steindl, 31.1.2023

Quelle: https://blog.welser.com/de/co2-footprint-ermitteln?utm_term=&utm_campaign=EMX_DACH_PMax_%20Blog&utm_source=adwords&utm_medium=ppc&hsa_acc=6080969670&hsa_cam=18520423384&hsa_grp=&hsa_ad=&hsa_src=&hsa_tgt=&hsa_kw=&hsa_mt=&hsa_net=adwords&hsa_ver=3&gclid=CjwKCAjwsvujBhAXEiwA_UXnAKevMRFIbYWfwpuSZh8ObQu5sm0BFGHTT0VU-v0PHV9tVzL-IsIcDBoC5W0QAvD_BwE&fbclid=IwAR1n-eBbKg8WRCOsgURynW7iw0DmYf3ZTERHdocfE7zLsJiJW5QZLM7wYKs

 

 

 

Ernährung, Klimawandel und Gesundheit

Ernährung, Klimawandel und Gesundheit

Passend zum Earth Day veröffentlichen wir diesen Vortrag von Dr. med. Lisa Pörtner über den Einfluss, den unsere Ernährungsgewohnheiten auf die Gesundheit unseres Planeten haben, welche gravierenden Konsequenzen diese Essgewohnheiten bereits jetzt auf das Klima, die Natur, die Biodiversität, unsere Gesundheit und letztendlich auf unsere (Über)Lebensfähigkeit auf diesem Planeten haben und was passieren wird, wenn wir die notwendige Ernährungstransformation nicht hinbekommen.

Unsere Ernährungsweise beeinflusst nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch die Gesundheit des Planeten. Es gibt vielfältige Zusammenhänge zwischen dem heutigen Ernährungssystem und der Klimakrise, der Biodiversitätskrise und anderen gravierenden Umweltproblemen. Hieraus resultieren wiederum negative Gesundheitsfolgen für den Menschen – im Sinne der Planetaren Gesundheit. Doch was muss passieren, um ein Ernährungssystem zu schaffen, welches Mensch und Umwelt schützt und zu einer gesunden Zukunft beiträgt? Um all dies geht es im Vortrag „Ernährung im Kontext von planetarer Gesundheit“ von Dr. Lisa Pörtner im 25. Berliner Tierschutzforum am 18. April 2023.

Dr. Lisa Pörtner ist Fachärztin für Innere Medizin mit Zusatzbezeichnung Geriatrie und Ernährungsmedizin. Sie ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe „Klimawandel und Gesundheit“ der Charité und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung tätig und forscht dort zu gesunder und nachhaltiger Verpflegung an Gesundheitseinrichtungen. Zudem ist sie bei der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG e.V.) für den Bereich „Ernährung und Planetary Health“ zuständig.

Nachhaltigkeit” für diese und künftige Generationen

„Nachgefragt: Viertel vor Haas“

 Christian Lenoble (Die Presse) im Gespräch mit TÜV AUSTRIA CEO Stefan Haas.

Folge 1: “Nachhaltigkeit” für diese und künftige Generationen

Wenn es um das Thema Klimaschutz geht, wird von Experten immer öfter auf die Dringlichkeit bei der Umsetzung von konkreten Maßnahmen hingewiesen. An hoch gesteckten Zielsetzungen herrscht bei den Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz kein Mangel. Bis zum Jahr 2030 will Österreich seinen Strombedarf zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen decken, bis 2040 soll die Klimaneutralität erreicht werden. Der gemeinsame Nenner aller Bemühungen liegt in der Vision, zukünftigen Generationen einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen. Zugleich sieht sich das Land mit den Aktionen einer Bewegung konfrontiert, die auf die Versäumnisse bei der Umsetzung hinweist und sich als „Letzte Generation“ auf internationale Stimmen wie jene von UN-Generalsekretär António Guterres beruft: „Wir brauchen Störung, um die Zerstörung zu beenden. 2023 ist ein Jahr der Abrechnung. Es muss ein Jahr sein, in dem sich das Klima grundlegend ändert.”

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Dürfen wir weiter wachsen?

Bericht des Club of Rome:

Dürfen wir weiter wachsen?

Vor 50 Jahren wies der Club of Rome der Wirtschaft einen neuen Weg. Sie kann ihn immer noch nehmen

Man kann Die Grenzen des Wachstums heute auf zwei Arten lesen. Als Ausdruck menschlicher Weisheit und als Erinnerung an unsere Dummheit. Der ursprüngliche Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit wurde vor 50 Jahren präsentiert, seine Autoren waren erstaunlich weit und weise. Was die Welt mit den Erkenntnissen anfing, war es nicht. Mithilfe damaliger Großcomputer, deren Leistung heute ein kleiner Laptop aufbringt, berechneten die Wissenschaftler, wann und wo die Welt und ihre Wirtschaft an die planetaren Grenzen stoßen würden – wenn sie so weitermachten wie zuvor. Wenn also die Industrialisierung sich dauerhaft so schnell ausdehnen würde wie damals, die Bevölkerung so wüchse, der Abbau der Rohstoffe und der Raubbau an Natur und Umwelt.

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Krieg, Keynes und unsere (Enkel-)Kinder

Dr. Fred Luks:

Krieg, Keynes und unsere (Enkel-)Kinder

Es gibt in diesen Tagen sicher ganz unterschiedliche Vorstellungen davon, was das Wort „Zeitenwende“ wohl konkret bedeutet. Aber dass der Begriff angemessen ist, scheint klar. Und wohl auch, dass er für mehr steht als für Rüstungsbudgets und Versorgungsengpässe. Die Sache ist viel grundsätzlicher. Unsere Lebensweise ist in Frage gestellt.

Nun – das ist schon seit längerer Zeit der Fall. Zumal für Leute, die sich mit Nachhaltigkeit, Klimaerhitzung und Transformationsfragen befassen, steht schon seit Jahren fest: Die „imperiale Lebensweise“ (Ulrich Brand / Markus Wissen) ist weder ethisch noch sozial noch ökologisch zukunftsfähig. Vielen dämmert angesichts des Krieges und seiner Folgen, dass wir auch in ökonomischer Hinsicht nicht-nachhaltig produzieren, konsumieren, leben…

Diese Frag-Würdigkeit unserer Art zu leben gilt eben nicht nur langfristig, sondern hier und heute. Und ganz sicher ist, dass Hinterfragen, Überdenken und Verändern keine Zukunftsthemen sind, sondern Gegenwartsaufgaben. Und das ist kompliziert. Wie kompliziert, zeigt die aktuelle Debatte um die Wirksamkeit und die Wirkungen eines Verzichts auf fossile Energieträger aus Russland. Die Wirtschaftswissenschaft streitet sich darüber. Bundeskanzler Scholz macht Äußerungen, die eine bedrückende Geringschätzung wissenschaftlicher Expertise erkennen lassen, und ausgerechnet ein grüner Wirtschaftsminister warnt vor den Folgen eines Energieboykotts für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts.

Es wäre falsch, angesichts der durch den schrecklichen Krieg ausgelösten kurzfristigen Notwendigkeiten langfristige Ziele wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz aus dem Blick zu verlieren. Bekanntlich wird diskutiert, dass ein rascher Verzicht auf fossile Energieträger aus Russland kurzfristig sehr (sehr!) teuer sein würde – aber auf lange Sicht trotzdem notwendig sein könnte. Das Spannungsfeld zwischen kurzfristigen Nachteilen und langfristigen Vorteilen kennt man aus der Klimapolitik: Es gilt in Fachkreisen als unstrittig, dass der Klimawandel umso teurer wird, je länger mit wirksamen Maßnahmen gewartet wird. Verzögerter Klimaschutz heißt: unnötig teurer Klimaschutz.

John Maynard Keynes, einer der größten Ökonomen aller Zeiten, wird oft mit dem Satz zitiert: „Langfristig sind wir alle tot.“ Auch auf diesen Satz trifft Johannes Raus Bonmot zu, dass man nur Zitaten trauen soll, die man selbst aus dem Zusammenhang gerissen hat. Jedenfalls sollte man Keynes nicht in dem Sinne verstehen, dass die langfristige Zukunft irrelevant sei. Wenige Ökonomen haben derart lesenswerte Zukunftsvisionen formuliert wie Keynes mit seinem Aufsatz Economic Possibilities for our Grandchildren. Um diese Enkelkinder geht es bekanntlich auch bei den Diskussionen über Klima, Artenschutz und Zukunftsfähigkeit. Nachhaltigkeit kann man, wie ein kluger Mann einmal vorgeschlagen hat, mit „Enkeltauglichkeit“ übersetzen.

An unsere Enkelinnen und Enkel sollte man auch denken, wenn es um die Debatte um den sofortigen Verzicht auf russische Energieträger geht. Gewiss: Man muss die womöglich höchst dramatischen makroökonomischen Folgen eines Boykotts von Gas, Öl und Kohle aus Russland bedenken. Wirkungslose Symbolpolitik, die dem Westen mehr schadet als Russland, wird niemand wollen. Es geht um Abwägung. Aber muss dabei nicht auch die Gefahr bedacht werden, dass hier eine Unterlassung begangen wird, die uns, unseren Kindern und unseren Enkelkindern große Schande bringen wird? Wenn die realistische Chance besteht, mit einem Energieboykott den Krieg zu verkürzen und den russischen Angriff auf die Ukraine zu beenden – welchen Stellenwert haben dann (kurzfristige) ökonomische Konsequenzen?

Mir wird schlecht bei dem Gedanken, dass wir zu wenig tun, weil uns „Wirtschaft, Wirtschaft, Wirtschaft“ (Wolodymyr Selenskyj) wichtiger ist als der Frieden. Wenn der Begriff „Zeitenwende“ nicht zum Schandmal der Europäischen Union und ihrer Mitgliedsländer werden soll, muss uns die Verteidigung von Freiheit und Demokratie sehr (sehr!) viel wert sein. Das heißt auch: Es ist sicherzustellen, dass die sozialen und wirtschaftlichen Folgen eines Energieboykotts nicht ungebremst die Schwächsten treffen.

Fred Luks, 5. April 2022

https://fredluks.com/hier-und-heute/krieg-keynes-und-unsere-enkel-kinder/

 

Klimabericht fordert radikale Einsparungen

„JETZT ODER NIE!“

Klimabericht fordert radikale Einsparungen

Die Aussagen des Anfang April 2022 veröffentlichten Welt-Klimaberichts sind deutlich: Ohne radikale und sofortige Reduktion der klimaschädlichen Treibhausgase ist ein Eindämmen der globalen Erderhitzung auf maximal 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter nicht zu erreichen. „Es heißt jetzt oder nie“, sagte der Ko-Vorsitzende des Berichts des Weltklimarats (IPCC), Jim Skea. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen beobachten aber auch positive Entwicklungen.

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„Gute Geschichten des Wandels“

„Gute Geschichten des Wandels“

Images of Change: Klimaschutz in Bildern

 

Eigentlich ist die Initiative für Jugendliche gedacht, sie ist jedoch auch für uns Erwachsene interessant: Jugendliche zu klimafreundlichem Handeln zu ermutigen ist Ziel des Projekts „Images of Change“. Im Projektteam ist auch der Energiepark Bruck/Leitha.

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Ökologische Früchte heiligen Zorns

FURCHE-Kolumne 330

ÖKOLOGISCHE FRÜCHTE HEILIGEN ZORNS

Am Anfang waren die „Grenzen des Wachstums“. Mit dieser rasch zum Weltbestseller gewordenen Publikation des Club of Rome begründeten Dennis und Donella Meadows 1972 eine eigenständige Umweltökonomie. In ihren so innovativen wie komplexen Modellen beschrieben sie erstmals die globalen Folgen von überbordendem Ressourcenverbrauch und der Zerstörung von Lebensraum. (mehr …)

Keine Gnadenfrist für das Klima

Bild: (C)ÖHV Klimpt

Keine Gnadenfrist für das Klima

Der Himmel blau, das Wasser klar und die Luft rein. Kein Kondensstreifen zog sich über den Himmel, kein Stau auf den Straßen. Mutter Erde ging es gut, und für viele Menschen war die Natur ein Rückzugsort, um sich von den Schwierigkeiten der Corona-Krise zu erholen. Heute, mehr als ein Jahr nach dem ersten Lockdown, scheint für viele die Bedeutung der Natur und eines gesunden Klimas schon wieder vergessen zu sein. Mittlerweile zählt nur, dass die Wirtschaft wieder voll auf Touren kommt. Gut so!

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Glücklich werden mit weniger – geht das überhaupt?

Luxus-Entschlackung. Über die Entkoppelung des guten Lebens von materiellem Reichtum. Weniger Konsum, dabei mehr Zufriedenheit und Lebensqualität? Damit beschäftigen sich immer mehr Autoren und Denker. Aber geht das wirklich?

Die Pandemie hat vielen Menschen die Gelegenheit gegeben, eine Nachdenkpause einzulegen, nach innen zu gehen, die eigenen Lebensziele und Grundbedürfnisse zu reflektieren.

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