Wie Dorfzentren „wiederbelebt“ werden können

Österreichweit kämpfen Städte und Ortschaften mit aussterbenden Zentren. Wie man einen bereits entleerten Stadtkern wiederbelebt, zeigt die 11.000-Seelen-Gemeinde Trofaiach in der Obersteiermark. Mithilfe eines Büros für Architektur und partizipative Raumentwicklung hat die Gemeinde in Zusammenarbeit mit ihren Bürgerinnen und Bürgern Ideen gesammelt, die bereits zu großen Erfolgen geführt haben.

Bereits zwei Drittel der etwa 35 Leerstände sind wieder belebt. Der Stadtkern wurde zur Begegnungszone. Dort hat die Gemeinde alte leerstehende Gebäude aufgekauft und eine neue Musikschule angesiedelt, wie Bürgermeister Mario Abl erklärt: „Wir haben die Musikschule im Mai des Vorjahres neu eröffnet, und schon sind die Schülerzahlen um 15 Prozent gestiegen. Wir haben jetzt 400 Musikschüler mitten im Zentrum, das wirkt sehr belebend. Viele dachten, das könne nicht funktionieren: eine Musikschule mitten in einer Begegnungszone, in der es keine Parkplätze gibt. Es funktioniert aber prächtig!“

 

Öffentlicher Verkehr im 15-Minuten-Takt

Ebenfalls im Zentrum wurde ein neuer Mobilitätsknoten errichtet und der öffentliche Verkehr in der Frequenz verbessert. Es gibt einen Citybus, der im 15-Minuten-Takt fährt und ein Rufbussystem in die umliegenden Täler. Abl erklärt, von Anfang an hätten sie 25.000 Fahrgäste gezählt, mit Steigerungsraten von plus 20 Prozent während der Woche und plus 60 bis 70 Prozent am Wochenende. Das hat natürlich große Auswirkung auf den CO2-Verbrauch.

 

Die Zentren neu erfinden

Eines der leerstehenden Geschäftslokale wurde zum beliebten Shop für ungewöhnliche Gebrauchsartikel und Geschenke. Dort wird Weggeworfenes von der Lebenshilfe restauriert und verkauft. Derartige neue Geschäftsideen unterstützt die Gemeinde mit Mietenförderungen.

Roland Gruber von Nonconform, dem Büro für Architektur und partizipative Raumentwicklung, berät österreichweit Leerstandsorte. Er sagt: „Der klassische Handel ist nicht zurück zu bringen, er hat sich einfach in eine andere Richtung entwickelt. Der Onlinehandel ist dazugekommen. Das heißt, wir müssen die Innenstadt-Leerflächen neu erfinden. Dazu braucht man einfach alle: Alle, die im Ort leben und den Mut haben, Dinge zu verknüpfen, die man noch nicht verknüpft hat – damit Neues entsteht.“

  

Änderung der Billigbodenpolitik auf Landesebene

Wie Stefan Auer-Stüger vom Österreichischen Städtebund, dem 265 österreichische Städte angehören, meint, wäre es wichtig, das Wuchern der Gewerbeparks außerhalb der Städte zu stoppen, indem die Gemeinden nicht mehr im Wettbewerb um die Steuereinnahmen gegeneinander arbeiten, sondern als starke Region auftreten. Er denkt über einen interkommunalen Finanzausgleich nach und über eine Änderung der Billigbodenpolitik.

Sefan Auer-Stüger: „Wir nennen es Teilflächenmanagement, um zu verhindern, dass jede Gemeinde Flächen außerhalb des Zentrums als Gewerbeflächen oder billige Bauflächen widmet. Ich sage ja zu verbindlichen Regeln auf Bundeslandebene, aber in Abstimmung mit den Gemeinden, die da zusammenarbeiten müssen.“ Trofaiach ist nur eine von vielen Gemeinden, die mit Hilfe von Nonconform eine Wiederbelebung des Zentrums erreicht hat.

Service  nonconform   

Gestaltung  Sabine Oppolzer  

Fotos Freisinger