Klima-Umweltschutzmanifest der Marktgemeinde Lanzenkirchen

https://www.lanzenkirchen.gv.at/Klima-Umweltschutzmanifest_der_Marktgemeinde_Lanzenkirchen

 Vorausbemerkung: Der Club of Rome zeigte bereits 1972 die „Grenzen des Wachstums“ auf. Heute ist eines der zentralen Ziele des Club of Rome, wissenschaftliche Grundlagen für die globale Umsteuerung zur Nachhaltigkeit bereitzustellen. Diesen Wandel auf lokaler und regionaler Ebene zu begleiten, ist Grundanliegen des Club of Rome Carnuntum, der dafür vom Exekutivkomitee des Club of Rome als eigenständiger lokaler Chapter anerkannt wurde – weltweit ein Novum. Wir veröffentlichen daher in unregelmäßigen Abständen wissenschaftliche Ausführungen ebenso wie praktische Beispiele, wie dieses. 

Hans Rupp, Club of Rome Carnuntum 

Der Klimawandel betrifft uns alle. Dafür verantwortlich sind in erster Linie aber jene Nationen mit hohem Schadstoffausstoß und überbordender Umweltverschmutzung. Zum Vergleich: Die Golfstaaten stoßen pro Kopf sechs Mal so viele, die USA zweieinhalb Mal so viele Schadstoffe aus, wie Österreich. Während zum Beispiel in Niederösterreich 2019 das letzte Kohlekraftwerk geschlossen wird, haben die G20-Mitglieder ihre Subventionen für Kohlekraftwerke verdoppelt. In diesem Zusammenhang setzen wir hohe Erwartungen an das neu gewählte Europäische Parlament sowie die neue Europäische Kommission, um wirksame Maßnahmen für einen weltweiten Klima- und Umweltschutz durchzusetzen.

Niederösterreich nimmt eine Vorreiter- und Vorbildfunktion ein, wenn es um Klima- und Umweltschutz geht. Als erstes Bundesland hat NÖ bereits im Jahr 2007 den Klimaschutz in der Landesverfassung verankert. Wir waren das erste Bundesland mit einem Ölheizungsverbot in Neubauten. In den letzten 6 Jahren kam es zu keiner einzigen Überschreitung der Feinstaubgrenzwerte. 100 Prozent des Strombedarfs werden aus erneuerbaren Energien erzeugt – europaweit liegt dieser Anteil bei rund 33 Prozent. Und: ein Drittel Niederösterreichs ist Naturschutzfläche.

Für die Zukunft wurde ein ambitionierter Klima- und Energiefahrplan für Niederösterreich beschlossen. Die Eckpunkte: Der Treibhausgasausstoß soll bis 2030 erneut um 36 Prozent gesenkt werden, die Stromerzeugung durch Photovoltaik soll verzehnfacht, die Stromerzeugung durch Windkraft durch Modernisierungen verdoppelt werden. In diesem Zusammenhang sollen zu den bestehenden 40.000 Green-Jobs 10.000 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen.

Niederösterreichs Städte und Gemeinden erfüllen eine wichtige Funktion und Vorbildfunktion wenn es um Klima- und Umweltschutz sowie die Umsetzung des Niederösterreichischen Klima- und Energiefahrplanes geht. Zum Beispiel sind rund 560 Gemeinden Teil der NÖ Umweltverbände, über 350 Gemeinden Teil des Klimabündnis-Netzwerkes, über 330 von Natur im Garten und über 210 sind ENERGIE-Vorbild Gemeinden.

Die Marktgemeinde Lanzenkirchen hat in den letzten Jahren bereits verstärkt Akzente zum Klimaschutz gesetzt:

  • Beitritt zum e5-Programm
  • Errichtung von mehreren PV-Anlagen
  • Bezug von 100% Ökostrom
  • e-Carsharing
  • Nahezu vollständige Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED-Technik
  • Umstellung der Wärmeversorgung von Gas auf Biomasse im Ortszentrum (in Umsetzung)

Zentrales Ziel der Marktgemeinde Lanzenkirchen ist es, eine noch stärkere Funktion und Vorbildfunktion im Bereich Klima- und Umweltschutz zu übernehmen. Größtmöglichen Erfolg erreichen wir insgesamt nur dann, wenn auch wir auf Gemeindeebene und so viele Bürgerinnen und Bürger wie möglich, so viele kleine Maßnahmen wie möglich setzen. Diesbezüglich sollen alle Bereiche durchleuchtet und Maßnahmen erarbeitet werden.

 

Der Gemeinderat hat auf Initiative von Bürgermeister Bernhard Karnthaler am 05.07.2019 folgenden Antrag beschlossen:

  1. Künftig wird bei allen Beschlüssen des Gemeindevorstands und Gemeinderats deren Klimarelevanz berücksichtigt und ausdrücklich angeführt.
  2. Maßnahmen mit positiver Auswirkung auf die Treibhausgasbilanz werden prioritär behandelt.
  3. Bei bestehenden und zukünftigen Vorhabensplanungen wird der Aspekt des Klima- und Umweltschutzes besonders berücksichtigt.
  4. Der Pflege von bestehenden öffentlichen Grünflächen und dem Erhalt des Baumbestandes wird besondere Aufmerksamkeit zu teil.
  5. Auf den Erhalt von offenen, nichtversiegelten Flächen wird geachtet.
  6. Bepflanzungsaktionen öffentlicher und privater Akteure sollen entsprechende Unterstützung finden.
  7. Die Gemeinde beschließt den Beitritt zu „Natur im Garten“ und setzt damit ein klares Bekenntnis zum Klimaschutz.
  8. Die Gemeinde forciert das Engagement im e5-Programm. Das e5-Programm soll die Energie- und Klimaschutzpolitik in der Gemeinde modernisieren, Energie und damit Kosten sparen und erneuerbare Energieträger forcieren.
  9. Die Energieverbrauchsdaten der gemeindeeigenen Gebäude werden erfasst und auf Basis des jährlichen Energieberichts Einsparpotentiale ausgelotet.
  10. Die Gemeinde prüft den Umstieg von gemeindeeigenen fossilen Heizsystemen auf Erneuerbare Energieträger.
  11. Die Gemeinde unterstützt Bestrebungen e-Carsharing Projekte und e-Fahrtendienste umzusetzen um nachhaltige Mobilitätslösungen anzubieten.
  12. Die Gemeinde beschließt die schrittweise Umstellung der gemeindeeigenen Fahrzeuge auf e-Autos für den kommunalen Dienst.
  13. Der Ausbau bzw. die Optimierung von Gehsteigen und Radwegen wird geprüft.
  14. Verzicht auf Einwegplastik bei gemeindeeigenen Veranstaltungen und Teilnahme bei der Initiative „Sauberhafte Fest“ der NÖ Umweltverbände.
  15. Bei Veranstaltungen der Gemeinde sollen nur mehr regionale Produkte verwendet werden.
  16. Die gemeindeeigenen Kommunikationskanäle werden regelmäßig genutzt um die BürgerInnen zu aktuellen Entwicklungen im Klimaschutzbereich zu informieren.
  17. Bei Beschaffungen durch die Gemeinde wird verstärkter Fokus auf die Regionalität der Leistungserbringung und der geforderten Energie-Effizienz-Kriterien gelegt.
  18. Ein flächendeckendes Gesamtverkehrs- und Mobilitätskonzept soll für die Gemeinde entwickelt werden, das neben der Steigerung der Verkehrssicherheit auch klimarelevante Faktoren berücksichtigt.
  19. Die bestehenden Förderungen der Gemeinde sollen evaluiert werden und auf deren Klimatauglichkeit geprüft werden (z.B. E-Fahrzeuge, Stoffwindeln, Wassersparmaßnahmen, etc.).
  20. Die thermische Sanierung von öffentlichen Gebäuden soll geprüft werden. 

Lanzenkirchen, 05.07.2019